Lena folgte dem glitzernden Pfad auf ihrer magischen Karte und kam schließlich zu einem Fluss. Doch dieser Fluss war anders als alles, was sie je gesehen hatte. Das Wasser schien in allen Farben des Regenbogens zu schimmern, und kleine Lichtfunken tanzten auf der Oberfläche.
„Wow, das ist ja wunderschön!“ Lena staunte.
Doch dann hörte sie eine leise, wehmütige Stimme: „Vorsicht, junge Reisende. Dies ist der Fluss der Träume, ein Ort, an dem Wünsche und Ängste Gestalt annehmen können.“
Lena blickte sich um und sah einen winzigen Frosch auf einem Seerosenblatt sitzen. „Bist du es, der gesprochen hat?“
Der Frosch nickte. „Ja, ich bin Filbert, der Wächter dieses Flusses. Um zum anderen Ufer zu gelangen, musst du den Fluss überqueren. Doch sei gewarnt: Deine Gedanken werden hier Wirklichkeit.“
Lena war fasziniert, aber auch ein bisschen beunruhigt. „Wie schaffe ich es dann sicher über den Fluss?“
Filbert lächelte. „Du musst deine Gedanken kontrollieren. Denk an die schönsten und mutigsten Momente deines Lebens, und der Fluss wird dir einen Weg bahnen.“
Mit zittrigen Beinen trat Lena ans Ufer. Sie schloss die Augen und dachte an den Tag, an dem sie das erste Mal Fahrrad gefahren war, an den Applaus nach ihrem Schultheaterstück, und an das warme Gefühl, wenn ihre Eltern sie in den Arm nahmen.
Als sie die Augen öffnete, sah sie, dass im Fluss eine Brücke aus leuchtenden Blumen erschienen war. Mit einem erleichterten Seufzer trat sie darauf und ging langsam ans andere Ufer.
Doch plötzlich kam ein Gedanke an einen Alptraum, den sie einmal hatte. Ein riesiges Monster tauchte im Wasser auf und versuchte, die Blumenbrücke zu zerstören. Lena zitterte, aber dann erinnerte sie sich an Sira und Elara, an die Rätsel, die sie gelöst hatte, und an ihre Mission.
Das Monster begann zu schrumpfen und verwandelte sich schließlich in eine kleine, unschuldige Seerose. Lena setzte ihren Weg fort und erreichte sicher das andere Ufer.
„Sehr gut gemacht, Lena!“ rief Filbert von der anderen Seite. „Du hast es geschafft, deine Ängste zu besiegen und deine Gedanken zu beherrschen.“
Lena fühlte sich wie auf Wolken. „Danke, Filbert! Ich habe viel gelernt.“
„Und du wirst noch mehr lernen,“ sagte Filbert und sprang auf ein Seerosenblatt. „Dein nächstes Ziel ist die Quelle des Lebens. Dort wird Selene, die Hüterin der Gefühle, auf dich warten.“
Ein neuer Pfad erschien auf Lenas Karte, und sie machte sich auf den Weg, das Geheimnis des verwunschenen Waldes weiter zu erkunden.